Herzkamp. Mit 200 Besuchern war es zum
Abschluss der Wintersaison von Kultur und Wein im Dorf am Samstagabend im
Herzkamper Vereinshaus an der Barmer Straße rappelvoll.
Mit spitzer Zunge und absolut
schmerzfrei zog Pfarrer und Comedian Martin Funda mit seinem kurzweiligen
mittlerweile achten Bühnenprogramm „Lebendich“ die Gäste von Beginn an in
seinen Bann und nahm sich selbst wie auch die Besucher im übertragenen Sinn
kräftig auf den Arm.
So wie beispielsweise die nach
Herzkamp gezogenen Bildungsbürger, die sich die Gewohnheiten der Bauern
abschauen würden; die Frau, die am Weltfrauentag im Spitzbub hinter dem Herd
stünde und Reibeplätzchen brutzele oder etwa dem Kneipensterben, dem man mit
Franziskanerbräu entgegenwirken sollte.
Mit
der Wäscheklammer auf der Nase auf die Bühne gestiegen
Mit der Gitarre erkor Funda zur
Melodie eines Spider Murphy Gang-Gassenhauers den Spitzbub zum Leitstern oder
das Städtchen Wünnenberg zum prädestinierten Organspender, da es dort so tot
sei.
Mit „quetschen, schreien, atmen,
saugen, schlafen, krabbeln, begreifen wollen lebendich“ suchte der Protagonist
mit Wäscheklammer auf der Nase und auf der Bühne marschierend nach dem Sinn des
Lebens.
Der Pfarrer und Comedian Martin Funda
ist auch auf dem evangelischen Kirchentag in Hamburg vertreten. Die Termine
sind vom 1. bis zum 5. Mai.
Amüsiert waren die Besucher auch vom
Violinenspiel, wie etwa Deep Purples „Smoke on the water“, und den abstrusen
Anekdoten aus seiner Kindheit so wie der Unsterblichkeit von
Papiertaschentüchern, die selbst die Exkremente überdauern.
„Ich hatte vor 14 Tagen
Schweinegrippe und wenn ich gleich umfalle, gehört das nicht zum Programm“, so
der Sprockhöveler Geistliche, dessen vorgetragene Gegendarstellungen, etwa
seiner Kinder oder seines Lehrers ebenso zur Belustigung beitrugen.
Höhepunkte des Abends waren „Kinder
von heute“, die ihre SMS auf dem Niveau phönizischer Keilschrift verfassen, wo
früher platt gefahrene Feuersalamander gesammelt wurden. Dann intonierte Funda
auf selbstgebastelter Panflöte aus kleinen Schnapsfläschchen El Condor Pasa und
legte anschließend mit Sonnenbrille, Kappe und dicker Kette bekleidet einen Rap
aufs Parkett.
„Meine Themen reifen bei
Waldspaziergängen und auf der Bühne“ sagte Funda, der per Dia-Projektor einen
Vortrag zur Soziogenese eines Trottels namens Martin Funda, mal als Patient
Null des kranken Sozialstaates mit verschmitztem Optimismus oder im formschönen
Popelinemantel lieferte.
In Pampers-Höschen der Demenz
entgegenwirkend fand der Multiinstrumentalist den Übergang zur legendären
Performance von Jimmy Hendrix, dem er huldigte, sein Gebiss entfernte und mit
den Dritten auf der Gitarre zur Melodie von „I survive“ dem Alter ein
Schnäppchen schlug.
Eine
Zugabe mit roter Duschhaube und kleiner Mahnung
Nach der Zugabe Hans Martin Trottels
(mit roter Duschhaube) und intonierter Marseillaise gab er den Besuchern eine
kleine Mahnung für den Alkoholgenuss mit auf den Weg, als er Bettina Wegeners
„Sind so kleine Hände“ umdichtete. „Ich finde ihn ausgesprochen authentisch“,
sagte Besucherin Martina Pathesius, während Tina Becker-Kück den Pfarrer gerne
einmal auf der Kanzel erleben würde.
„Das mit den Zähnen finde ich sehr
mutig“, sagte Sandra Ertl, und Jutta Becker war ebenso begeistert: „Der ist,
wie er ist und lebt sein ,Ich’ auf der Bühne voll aus.“
Auf weitere Auftritte freut sich die
Gemeinde jedenfalls jetzt schon.
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