Sprockhövel. Der
Geigenvirtuose, Sänger, Komponist, Kabarettist und Mensch Martin Funda
servierte den Herzkampern Direktes und Skurriles.
Die Themen liegen auf der Straße.
Besser gesagt – am Straßenrand. In Form eines überfahrenen Feuersalamanders zum
Beispiel, der sich, platt und laminiert, trefflich als
Lesezeichen-Muttertagsgeschenk eignet. Inzwischen gebe es glücklicherweise den
Naturschutzbund und die Krötenzäune, so dass die armen Wechselwarmen nicht mehr
tot gefahren würden. Sie fielen ja gottlob jetzt am Ende ihrer Wanderung in
einen Eimer. Und morgens komme der Marder und fresse den Eimer leer.
Martin Funda, Sprockhöveler
Kabarettist, hatte am Samstagabend ein provozierendes und liebevoll-ironisches
Heimspiel in Herzkamp. Der „Teilzeitpfarrer“ – wie er in Anspielung auf seine
halbe Pfarrersstelle in Sprockhövel sagt – spielte vor vollem Haus im Rahmen
der Reihe „Kultur & Wein“, die die Bürgergemeinschaft Herzkamp mit drei
Veranstaltungen pro Jahr über die Bühne bringt. In der Pause, in der der Mime
sich locker und direkt mit den Vertretern der lokalen Presse unterhielt,
herrschte an der kleinen Theke Hochbetrieb: Bei Brezeln, Schnittchen und Wraps
sowie den passenden Getränken nutzten die Gäste die Gelegenheit, sich über
Humoriges, Direktes, Skurriles und Nachdenkliches auszutauschen.
Umfangreich spielte er sich selbst,
seine Kinder, die Herzkamper, den Kranken, den Neugierigen, den Mann. Eher nicht:
den Pfarrer, denn „nichts senkt die Erwartungshaltung der Zuhörer mehr als die
Ankündigung „Jetzt spricht ein Pfarrer“, so die liebevoll-selbstironische
Einschätzung seiner Rolle als Prediger. Der Geigenvirtuose, Sänger, Komponist,
Kabarettist und Mensch Martin Funda nahm das Publikum mit auf eine Reise durch
seine eigene Lebensgeschichte. In einem Parforceritt skizzierte er (s)ein
Menschenleben, das er mit dem Staccato einer tickenden Uhr als Synästhesie aus
Schritten, Mimik, Gesten und Geräuschen inszenierte. Als marmorweiße
Engelsstatue mit roter Clownsnase – so würde er gerne in Erinnerung der
Menschen bleiben.
Die Endlichkeit des Lebens, Gebrechen
und Unzulänglichkeiten, Generationenkonflikte – „ich mach’ alles im Laufen“,
ließ er die Gäste teilhaben an der „Soziologie eines Trottels“, die er mit
authentischen Fotos aus seinem Leben poetisch-selbstironisch kommentierte. Das
heiser-melancholische Flöten-Solo auf der Schnappsfläschchen-Panflöte wurde
optisch durch die obligatorische peruanische Strickmütze ergänzt.
Selbstverständlich bewiesen die Herzkamper angesichts der
gesellschaftskritischen Reflexion des Kabarettisten Humor: Schließlich sei das
Bildungsbürgertum der Region lediglich in der Absicht in die begehrte
Herzkamper Wohnlage gezogen, um sich das Benehmen der hiesigen Bauern
abzugucken.
Caroline Gustedt
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