Sprockhövel.
Das Leben als Kabarettist und Teilzeitpfarrer mit Ordination
interpretiert Martin Funda sehr pragmatisch: Sollte sich jemand totlachen, kann
ich ihn auch gleich beerdigen.
In
Hattingen geboren, studierte Funda Musik, nachdem er seit dem zehnten
Lebensjahr Privatunterricht für Geige, Klavier und später Mandoline erhalten
hatte. Immerhin, so Funda schmunzelnd, brachte er es während seiner Zeit im
Schulorchester einmal auf 39 vorweihnachtliche Konzerte. „Als Kind war ich also
eigentlich ganz normal.“
Später
unterrichtete er rund 17 Jahre als Geigenlehrer an der Städtischen Musikschule
in Hattingen. „Meine Eltern waren zwar fromm, aber dass man Theologie studieren
kann, da bin ich zunächst nicht drauf gekommen“, beschreibt der 54jährige eine
weitere Station seiner Vita. „Dank einer göttlichen Fügung“ verdient er seit
1999 auch als Pfarrer „seine Brötchen“.
„Mobiles Einsatzkommando“ für die westfälische Landeskirche
Von der
westfälischen Landeskirche in Bielefeld wurde er „als mobiles Einsatzkommando“
eingesetzt, nämlich dort, wo es nötig ist – und das war bis 2009 als
Gemeindepfarrer in Witten. „Holla, du gehst aber hinaus in die Welt“, lautete
der Kommentar einer Freundin, als er 2010 seinen Wohnsitz von Hattingen nach
Sprockhövel verlegte und seitdem eine Pfarrstelle in der evangelischen Gemeinde
bekleidet.
„Neben
den üblichen Dingen, die ein Pfarrer so macht, lege ich meinen
Arbeitsschwerpunkt auf die Unterstützung von Kindern, die von Geburt bis zum
Ende der Grundschulzeit begleitet werden“, betont der Theologe den Spaß an
seiner Arbeit. Der Familienvater zweier musikalischer Kinder – wer hätte etwas
anderes vermutet – erinnert sich besonders gern an die Zeit um 1977, als er
gemeinsam mit seiner Frau Marianne, Violinistin, Theologin und außerdem
Frauenreferentin für die Kirchenkreise Hattingen/Witten und Schwelm,
Caféhausmusik – vom ungarischen Czardaz bis zum argentinischen Tango performte.
Sehr böse, aber doch menschenfreundlich
„Mit
zwei weiteren Freunden aus der Jugendzeit haben wir ein Konzert im Kaiserwagen
oder im Elefantenhaus in Münster gegeben, obwohl es nicht nur auf das Ambiente,
sondern auch auf die Inszenierung ankommt“, schlägt Martin Funda die Brücke zum
Kabarett. In gleicher Formation agierte die Gruppe von 1977 bis 1987 als
Kabarettgruppe. Früher politisch – Funda ist Mitbegründer der Grünen in
Hattingen, später aber ausgetreten, um nicht mit Joschka Fischer in einer
Partei zu sein – und auch heute manchmal „sehr böse, aber doch
menschenfreundlich“.
„Ich
mache mich über mich selbst lustig, und die Leute merken dann, dass bin ich ja
selbst“, sagt der eloquente Sprockhöveler, der seit 1987 „solo“ unterwegs ist
und, wie er erzählt, „alles im Wald und im Kopf macht, ohne Papier“.
Apropos
Multitalent: Mit der Formation „Scifella Hattingensis“ brachte Funda die
Folkmusik ins Westfälische: In der Besetzung Banjo, Gitarre, Geige, Kontrabass
und Waschbrett blieb den Musikern allerdings Weltruhm versagt.
Wer
sich allerdings beim Kabarett mit Musik köstlich amüsieren möchte, sollte sich
das neue Programm von Martin Funda „Lebendich“ nicht entgehen lassen. Freunde
des anspruchsvollen sowie temporeichen und mit bissigem Spott garnierten,
geflügelten Wortes werden beim nächsten Auftritt im Herzkamper Vereinshaus voll
auf ihre Kosten kommen.