Westdeutsche Zeitung
24. Januar 2013 Von Peter Ryzek
Martin Funda ist nicht nur Pfarrer,
sondern hat sich auch als Musiker und Kabarettist einen Namen gemacht.
Sprockhövel. Das Leben als Kabarettist und
Teilzeitpfarrer mit Ordination interpretiert Martin Funda sehr pragmatisch:
Sollte sich jemand totlachen, kann ich ihn auch gleich beerdigen.
In Hattingen geboren, studierte Funda
Musik, nachdem er seit dem zehnten Lebensjahr Privatunterricht für Geige,
Klavier und später Mandoline erhalten hatte. Immerhin, so Funda schmunzelnd,
brachte er es während seiner Zeit im Schulorchester einmal auf 39
vorweihnachtliche Konzerte. „Als Kind war ich also eigentlich ganz normal.“
Später unterrichtete er rund 17 Jahre
als Geigenlehrer an der Städtischen Musikschule in Hattingen. „Meine Eltern
waren zwar fromm, aber dass man Theologie studieren kann, da bin ich zunächst
nicht drauf gekommen“, beschreibt der 54jährige eine weitere Station seiner
Vita. „Dank einer göttlichen Fügung“ verdient er seit 1999 auch als Pfarrer „seine
Brötchen“.
„Mobiles
Einsatzkommando“ für die westfälische Landeskirche
Von der westfälischen Landeskirche in
Bielefeld wurde er „als mobiles Einsatzkommando“ eingesetzt, nämlich dort, wo
es nötig ist – und das war bis 2009 als Gemeindepfarrer in Witten. „Holla, du
gehst aber hinaus in die Welt“, lautete der Kommentar einer Freundin, als er
2010 seinen Wohnsitz von Hattingen nach Sprockhövel verlegte und seitdem eine
Pfarrstelle in der evangelischen Gemeinde bekleidet.
„Neben den üblichen Dingen, die ein
Pfarrer so macht, lege ich meinen Arbeitsschwerpunkt auf die Unterstützung von
Kindern, die von Geburt bis zum Ende der Grundschulzeit begleitet werden“,
betont der Theologe den Spaß an seiner Arbeit. Der Familienvater zweier
musikalischer Kinder – wer hätte etwas anderes vermutet – erinnert sich
besonders gern an die Zeit um 1977, als er gemeinsam mit seiner Frau Marianne,
Violinistin, Theologin und außerdem Frauenreferentin für die Kirchenkreise
Hattingen/Witten und Schwelm, Caféhausmusik – vom ungarischen Czardaz bis zum
argentinischen Tango performte.
Sehr
böse, aber doch menschenfreundlich
„Mit zwei weiteren Freunden aus der Jugendzeit
haben wir ein Konzert im Kaiserwagen oder im Elefantenhaus in Münster gegeben,
obwohl es nicht nur auf das Ambiente, sondern auch auf die Inszenierung
ankommt“, schlägt Martin Funda die Brücke zum Kabarett. In gleicher Formation
agierte die Gruppe von 1977 bis 1987 als Kabarettgruppe. Früher politisch –
Funda ist Mitbegründer der Grünen in Hattingen, später aber ausgetreten, um nicht
mit Joschka Fischer in einer Partei zu sein – und auch heute manchmal „sehr
böse, aber doch menschenfreundlich“.
„Ich mache mich über mich selbst
lustig, und die Leute merken dann, dass bin ich ja selbst“, sagt der eloquente
Sprockhöveler, der seit 1987 „solo“ unterwegs ist und, wie er erzählt, „alles
im Wald und im Kopf macht, ohne Papier“.
Apropos Multitalent: Mit der
Formation „Scifella Hattingensis“ brachte Funda die Folkmusik ins Westfälische:
In der Besetzung Banjo, Gitarre, Geige, Kontrabass und Waschbrett blieb den
Musikern allerdings Weltruhm versagt.
Wer sich allerdings beim Kabarett mit
Musik köstlich amüsieren möchte, sollte sich das neue Programm von Martin Funda
„Lebendich“ nicht entgehen lassen. Freunde des anspruchsvollen sowie
temporeichen und mit bissigem Spott garnierten, geflügelten Wortes werden beim
nächsten Auftritt im Herzkamper Vereinshaus voll auf ihre Kosten kommen.